Über den Umgang mit „Nervensägen“

Kleine Anmerkung: Weil ich in meinen Blogposts zu einem ehrlichen und persönlichen Nachdenken einladen möchte, verwende ich ein freundlich und respektvoll gemeintes „Du“.

Gibt es jemanden in deinem Umfeld, der dir so richtig auf die Nerven geht und dich regelmäßig in den Wahnsinn treibt? Wenn du der menschlichen Spezies angehörst, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass die Antwort „Ja“ lautet. ????

Fast jeder von uns kennt irgendwen, auf den bzw. die wir irgendwie allergisch reagieren – vielleicht unsere Chefin, einen Kollegen, eine Bekannte oder ein Familienmitglied. Dieser Jemand bringt uns auf die Palme – und oft glauben wir, uns nur dadurch Abhilfe verschaffen zu können, dass wir bei unseren Freunden so richtig Dampf ablassen. Kein Wunder, wenn die andere Person nun mal so ätzend ist, oder? Kurzfristig kann es natürlich guttun, wenn wir uns so richtig aufregen. Langfristig hilft uns diese Frustbewältigungsstrategie leider jedoch oft nicht so wirklich weiter und wir ärgern uns immer wieder aufs Neue. Wie wäre es da mit einem kleinen Perspektivwechsel, der es uns erlaubt, unsere Sichtweise und womöglich auch unser Verhalten so zu verändern, dass wir uns langfristig entspannen können? 

Wenn wir uns immer wieder stark über eine Person ärgern, dann spielt meiner Erfahrung nach oft einer der drei folgenden Faktoren eine Rolle:

1.) Wir sorgen selbst nicht gut für unsere Bedürfnisse und Grenzen – und ärgern uns dann, wenn jemand anderes diese nicht wahrnimmt. Gehörst du vielleicht auch zu der Kategorie Mensch, die immer gern so richtig nett sein und am liebsten von allen gemocht werden möchte? Cool, dann sind wir schon zu zweit. Nein, im Ernst: Wie nett ist es, wenn wir augenscheinlich immer höflich und zuvorkommend sind, innerlich aber als Reaktion auf unseren wachsenden Frust eine mittelschwere Abneigung entwickeln, die sich nicht selten in spitzen Kommentaren entlädt? Ich finde, nett können wir aufrichtig eigentlich nur dann sein, wenn wir unserem Gegenüber ehrlich begegnen – und ehrlicherweise möchten wir manchmal eben auch „Nein“ sagen.

2.) Wir fühlen uns in irgendeiner Hinsicht in unserem Selbstwert bedroht – sei es, dass wir uns abgewertet fühlen oder dass wir uns unbewusst vergleichen und im Vergleich vermeintlich schlechter abschneiden. Wenn wir glauben, nur die Wahl zu haben zwischen dem Gefühl, selbst abgewertet zu werden oder einer Abwertung der anderen Person, entscheiden wir uns aus Gründen der Selbsterhaltung oft für die zweite Option. Dabei kann es sein, dass wir vergessen, dass niemand anderes unseren Wert und unsere Würde antasten kann, wenn wir das nicht selbst tun. Verhalten andere sich herablassend, sagt das ausschließlich etwas über sie aus – und nichts über uns.

3.) Wir haben eine bestimmte Verhaltensweise als absolutes No-Go eingeordnet – nicht selten auch in Hinblick auf uns selbst. Manche Personen erinnern uns unbewusst an etwas, das wir gelernt haben, an uns selbst aufs Schärfste zu verurteilen – weil wir glauben, uns dafür schämen zu müssen, weil wir glauben, damit weniger liebenswert zu sein, vielleicht sogar, weil wir Angst davor haben. Ist dies der Fall, dann ist uns dieses Verhalten oder diese Eigenschaft auch bei anderen oft ein Dorn im Auge. Werden wir dadurch „getriggert“, kann es sich jedoch lohnen, das als Einladung zu begreifen, Entspannung in unser Verhältnis zu uns selbst zu bringen – und nicht nur anderen, sondern vor allem auch uns selbst etwas gelassener, verständnisvoller und weniger perfektionistisch zu begegnen.

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