Wann es uns gut tun kann, schmerzhafte Themen loszulassen

Kleine Anmerkung: Weil ich in meinen Blogposts zu einem ehrlichen und persönlichen Nachdenken einladen möchte, verwende ich ein freundlich und respektvoll gemeintes „Du“.

„Die Zeit heilt alle Wunden“ – Kennst du das auch, dass es so Themen gibt, für die das einfach nicht zu gelten scheint? Es gibt Dinge, an denen wir sehr lange knabbern und die auch nach Jahren oder sogar Jahrzehnten noch wehtun können: Etwas, das in unserer Kindheit schiefgelaufen ist. Eine Situation, in der wir uns gedemütigt gefühlt haben. Eine Trennung, die wir einfach nicht zu verwinden können glauben. Vielleicht hast du ja auch so ein Thema?

Ich selbst kenne es auch, dass bestimmte Situationen bei mir Knöpfe drücken können, die in meinem Alltag eigentlich unberührt bleiben. Dabei fällt mir jedoch immer wieder auf: Es gibt einen schmalen Grat zwischen dem gesunden Erleben und Ausdrücken alter ebenso wie aktueller Emotionen und der Reproduktion unseres eigenen Schmerzes. Manchmal kann es wirklich guttun, die Wut, Trauer oder Scham, die wir spüren, so richtig zu fühlen und auf diese Weise loszulassen. Allerdings gibt es auch das Phänomen, dass wir Erinnerungen wie in Endlosschleife immer wieder in unserem Kopf abspulen – um uns dann auch nach Jahren immer noch (und immer wieder) auf die gleiche Weise unserer Trauer oder Wut hinzugeben. Wir erzählen uns immer wieder die gleiche Geschichte über etwas, das schon lange vergangen ist – und anstatt unseren Schmerz aufzulösen sorgen wir so (sicherlich nicht bewusst) dafür, dass er sich immer weiter manifestiert und auch in der Gegenwart noch belastet.

Ich glaube, dass ein guter Indikator dafür, ob wir gerade dabei sind, alten Schmerz zu lösen oder aufrechtzuerhalten, ganz simpel darin besteht, ob sich etwas verändert: Fühlen wir uns nach einem Heul- oder Wutanfall nachhaltig erleichtert oder hat das Ganze irgendwie etwas von „Täglich grüßt das Murmeltier“? Wenn wir feststellen, dass Letzteres der Fall ist, können wir überlegen, ob es vielleicht an der Zeit ist, in unserem Kopfkino einmal eine neue Spule einzuwerfen. Konkret heißt das, dass wir uns fragen können: Welche andere, heilsamere Perspektive gibt es noch auf die damalige Situation? War jemand, von dem ich mich gekränkt gefühlt habe, vielleicht selbst überfordert oder ängstlich und hat sich deshalb suboptimal verhalten? Was habe ich in der damaligen Situation über mich gelernt? Auf welche Weise hat mich das, was damals passiert ist, stark gemacht? Oder auch: Wie hätte es damals sein müssen, damit es gut gewesen wäre? Und was lerne ich daraus über meine eigenen Werte?

Wenn wir dann das nächste Mal den Sog der uns wohlvertrauten Emotion spüren, dann kann es sich lohnen, zu widerstehen und sich stattdessen an eine konstruktive Perspektive zu halten. Denn: Die Vergangenheit können wir trotz aller Wut und Trauer nicht ändern. Ob wir uns aber davon auch heute noch schwächen lassen oder daran unsere eigene Stärke erkennen – das haben wir selbst in der Hand.

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