Sei sanft zu dir

Kleine Anmerkung: Weil ich in meinen Blogposts zu einem ehrlichen und persönlichen Nachdenken einladen möchte, verwende ich ein freundlich und respektvoll gemeintes „Du“.

Kennst du das auch: Mit anderen bist du freundlich, verständnisvoll, sanft, unterstützend, optimistisch – aber dein innerer Dialog mit dir selbst klingt wie in einer erkalteten 33jährigen Ehe mit dem Grinch?

Genau dieses Muster erlebe ich immer wieder: Klient*innen, die für andere gute, verlässliche Freund*innen sind, sich selbst aber mit einer Härte behandeln, die schon längst jeden anderen in die Flucht geschlagen hätte (bloß vor sich selbst weglaufen, das geht nun mal nicht). Diese Härte in uns, die oft aus alten Glaubenssätzen resultiert, sabotiert den Rest unseres Lebens eher schleichend: Wir sind nie wirklich mit uns zufrieden und geben weniger gut auf uns acht, als notwendig wäre, damit es uns wirklich gut gehen kann. Manchmal spüren wir diese strenge Stimme in uns auch lange gar nicht, weil wir sie bereits vorwegnehmen und gelernt haben, in fast allen Bereichen unseres Lebens wirklich gut zu performen: Wir geben alles im Job, sind stets verlässliche Freund*innen und Partner*innen und rennen abends noch ins Fitnessstudio, um auch unseren Maßstäben an ein attraktives Äußeres zu genügen. Erst wenn die Leistungskurve mal absackt, spüren wir, dass es in uns wenig gibt, was uns wirklich auffängt – und stattdessen vieles, was uns ängstlich antreibt. Diese innere kritische Haltung als Schicksal – muss das wirklich sein?

Meine Perspektive ist: Nee, muss es überhaupt nicht! Was es dafür allerdings braucht, ist unsere innere Verpflichtung, und selbst künftig konsequent anders zu begegnen. Wir würden schließlich auch nicht einfach tatenlos daneben stehen und zusehen, wie ein Kind von einem Familienmitglied regelmäßig zusammengestaucht wird, oder? Die gleiche verlässliche Treue und Einsatzbereitschaft braucht es uns selbst gegenüber, eine Haltung, die sagt: „Ich lasse mich jetzt nicht mehr mit diesen blöden kritischen, alten Programmen allein.“ Stattdessen können wir lernen, anders mit uns zu sprechen – und das meine ich ganz wortwörtlich. Wenn du Lust hast, dann lade ich dich zu einem kleinen Experiment ein:

Rede dir eine Woche lang jeden Abend vorm Schlafengehen gut zu. Das bedeutet: Du setzt dich hin und sagst dir laut oder leise konsequent freundliche, liebevolle Worte. Zum Beispiel so: „Hey, das war heute ein langer Tag. Und du hast das so gut gemacht! Manches war wirklich schwierig, aber du hast dir solche Mühe gegeben. Du machst das echt toll. Es ist auch überhaupt nicht schlimm, wenn dir mal ein Fehler passiert, du bist schließlich auch nur ein Mensch. Du bist wunderbar, ganz genau so, wie du bist!“

Vielleicht erscheint dir diese Übung anfangs etwas merkwürdig, meiner Erfahrung nach ist sie aber sehr wirkungsvoll. Probiere es doch einfach mal aus und schaue, wie es dir damit so geht. Mit der Zeit wird sich diese freundliche Art, mit dir umzugehen, immer natürlicher anfühlen. Du wirst auch im Alltag immer schneller merken, wenn der düstere innere Dialog mal wieder losgeht und immer öfter innehalten wollen, um die Tonspur zu wechseln.

Noch ein letzter Gedanke: Wenn es dir gelingt, mit anderen Menschen in deinem Leben liebevoll und unterstützend zu sein, dann trägst du diese Fähigkeit bereits in dir. Ob du sie dann auch immer mehr in die Beziehung zu dir selbst einbringen möchtest – das ist letztendlich vor allem eine Frage der Gewohnheit und der Entscheidung.

Alles Liebe für dich! Deine Anne

P.P.S.: Meine Blogposts teile ich auch über meinen Instagramaccount – falls du Lust hast, über meine Arbeit informiert zu bleiben, dann schau gern mal unter annekristinaweiss vorbei. Wenn du Lust bekommen hast, mit mir zu arbeiten, dann freue ich mich über deine Anfrage.