Geh deinen Weg in deinem Tempo

Kleine Anmerkung: Weil ich in meinen Blogposts zu einem ehrlichen und persönlichen Nachdenken einladen möchte, verwende ich ein freundlich und respektvoll gemeintes „Du“.

Vergleiche nicht deinen ersten Schritt mit dem 47. von jemand anderem.

Wir alle kennen ihn oder? Den fiesen Vergleich, der in Zeiten von Instagram und Co noch einmal ganz besonders gefördert wird. Wenn wir uns selbst mit einem Thema, einen Wunsch tragen, kann die permanente Verfügbarkeit von Vergleichsmaterial absolut lähmend wirken. Die super erfolgreiche Gründerin, der Jugendfreund, der seine Traumfrau heiratet, all die Bekannten, die abenteuerlich die Welt erkunden, während wir es vielleicht an manchen Tagen schwer genug finden, Ängsten und dunklen Gefühlen zu trotzen und die Wohnung zu verlassen. Aber: Warum wirken all diese positiven Entwicklungen bei anderen Menschen auf uns eigentlich so einschüchternd und nicht etwa inspirierend?

Der Hammer fällt oft dann, wenn ein Ziel zu weit von unserem ist Ist-Zustand entfernt ist. So weit, dass unser Unterbewusstsein das Ganze nicht mehr als interessante Herausforderung, sondern als „Schaffe-ich-sowieso-nicht“ einordnet. Dieses Phänomen kennt vermutlich jeder – und leider ist es dafür verantwortlich, dass wir viele gute, freudvolle und gehaltreiche Impulse bereits im Kern ersticken, weil wir glauben, uns sowieso nie mit den Meister*innen auf diesem Gebiet messen werden zu können. Ich finde es in diesem Zusammenhang so wichtig zu wissen: All diese erfolgreichen, glücklichen, gesunden Menschen da draußen, die haben auch mal kleine Brötchen gebacken – oder Pizza.

Ich liebe zum Beispiel die Geschichte von Rami Malek (falls du den Namen nicht zuordnen kannst: der großartige Hauptdarsteller in Bohemian Rhapsody). Vor seinem Durchbruch als Schauspieler hat Malek jahrelang als Pizzalieferant in Hollywood gearbeitet und den Lieferungen heimlich sein Lebenslauf beigelegt – um diesen irgendwie in die Hände der großen Regisseur*innen und Produzent*innen zu vermitteln. War der Oscar damals zum Greifen nah? Wohl kaum. Zum Glück hat Malek trotzdem mutig einen Schritt nach dem anderen getan, sonst wäre der Welt ein großartiges Talent verloren gegangen.

Vielleicht hast ja auch du ein Ziel oder eine Vision, die dir gerade noch übernatürlich groß erscheinen? Das muss nicht die große Karriere, das kann auch einfach ein Leben sein, zu dem du morgens wieder gerne „Ja“ sagst. Ich möchte dir raten: Vergleiche dich bitte nicht mit denjenigen, die dir schon 46 Schritte voraus sind (wenn du kannst, dann vergleiche dich am besten sowieso nicht). Wenn es dir möglich ist, dann lass dich von denjenigen inspirieren, die den Weg schon gegangen sind, aber sei dir gewahr, dass all die Ängste und Frustrationen, die auch diese Menschen garantiert (!) bisweilen erlebt haben, nur selten ihren Weg ins Licht der Öffentlichkeit finden.

Wenn dir dein Weg manchmal schwierig vorkommt, dann heißt das nicht, dass du im Vergleich zu anderen etwas falsch machst – im Gegenteil. Es bedeutet, dass du wächst und stetig neues dazulernst. Wenn du möchtest, drehe dich auf der Treppe deiner Entwicklung einmal um und blicke zurück – du bist schon so, so weit gekommen. Und den Weg, der noch vor dir liegt – den darfst du in Freude und Vertrauen, vor allem aber in deinem eigenen Tempo gehen.

Alles Liebe für dich, deine Anne