Die Chance der Stille in der Krise

Kleine Anmerkung: Weil ich in meinen Blogposts zu einem ehrlichen und persönlichen Nachdenken einladen möchte, verwende ich ein freundlich und respektvoll gemeintes „Du“.

Hey du, wie geht es dir im Moment? Ich habe das Gefühl, für viele von uns liegt die Zukunft gerade wie in Nebel. Vielleicht bangst du gerade um die Gesundheit von Menschen, die dir wichtig sind (oder um deine eigene) . Vielleicht sorgst du dich um deine wirtschaftliche Zukunft. Wenn du gerade viele Ängste hast, sende ich dir all meine guten Gedanken. Ich finde, so viele von uns sind gerade so tapfer und mutig! Ich wünsche dir, dass du dich selbst dafür anerkennen kannst und von Menschen umgeben bist (am besten per moderner Telekommunikation), die in diesen Zeiten an deiner Seite stehen. Ich finde es sehr schön, in dieser Zeit auch zu merken: Es gibt ganz viel Solidarität und Hilfsbereitschaft. Und die tut uns allen gut in unserer Unsicherheit – den Gebenden und den Empfangenden.

In welcher Lage wir auch immer gerade sein mögen – ich glaube nicht alle, aber viele von uns teilen gerade eine Erfahrung: Die, auf einmal „raus“ zu sein aus dem, was Alltag war. Und die, nun viel mehr mit den eigenen Gedanken und Gefühlen in Kontakt zu kommen. Weil wir weniger unter Leuten sind, weil es stiller wird, weil viel des Lärms, der uns sonst umgibt und ablenkt, auf einmal wegfällt. Dieses unmittelbare Zurückgeworfen sein auf die eigenen Gedanken und Gefühle kann sich erst einmal bedrohlich anfühlen – vor allem dann, wenn wir den Kontakt zu unserem Inneren auf diese Weise nicht gewohnt sind. Mein Eindruck ist aber, dass in diesem Kontakt zu unserem eigenen Empfinden die Chance in der Krise liegen kann.

Vielleicht hast du ja in deinen eigenen vier Wänden im Moment auch oft das (sehr verständliche) Bedürfnis, dich mit Netflix und Co von der Stille und allem, was sie birgt, schnell wieder abzulenken. Das kenne ich auch sehr gut! Wenn du magst, dann möchte ich dich aber dazu einladen, immer wieder ganz behutsam in Kontakt mit dir selbst zu treten und in einem ruhigen Moment in dich hineinzuspüren. Du kannst dich fragen: Wie geht es mir eigentlich? Wie geht es mir im Moment? Aber auch: Wie ging es mir in den letzten Monaten so? Spüre ich Gefühle und Sehnsüchte, für die in der Hektik des Alltags nie wirklich Platz war?

Mein Eindruck ist, dass wir in einer sich immer schneller drehenden Welt zu leben scheinen, deren Höher-Schneller-Weiter in diesen Zeiten seinen Zenit erreicht hat. Vieles, was so lange normal zu sein schien (und tatsächlich oft sehr ungesund war), fährt aktuell gegen die Wand – und das nicht erst seit Corona. Das, was auf gesellschaftlicher Ebene schädlich für alle Menschen und die Umwelt war und ist, das ist auch spürbar belastend für die bzw. den Einzelne*n. Nun wurde das sich immer schneller drehende Karussell mit ordentlichem Wumms angehalten und wir sind mit viel Chaos, aber auch mit der Stille konfrontiert. Stille, die es ermöglicht, vielleicht seit langer Zeit erstmalig wieder zu hören und zu spüren, wie es in uns aussieht. Vielleicht magst auch du diesen Raum nutzen, um dich zu fragen: Was in meiner alten Normalität war schön für mich? Aber auch: Was war belastend, zuviel? Was dürfte nach dem Ende dieses Ausnahmezustandes gerne auch langfristig anders bleiben? Was vom Alten darf bestehen? Was darf verschwinden? Was darf Neues entstehen?

Ich wünsche dir von Herzen, dass du dir erlaubst, behutsam in dich hinein zu horchen und dir in diesen herausfordernden Zeiten ganz viel Freude, Erbauliches, Heilsames gönnst. Alles Liebe für dich! Deine Anne

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