Warum Liebe bei dir selbst anfängt

Kleine Anmerkung: Weil ich in meinen Blogposts zu einem ehrlichen und persönlichen Nachdenken einladen möchte, verwende ich ein freundlich und respektvoll gemeintes „Du“.

Viele Anliegen, bei denen ich meine Klient*innen unterstütze, drehen sich um Beziehungsthemen: Ich weiß nicht, ob ich bei meinem Partner bleiben möchte. Meine Freundin hat mich verlassen und ich komme über den Verlust nicht hinweg. Ich liebe meinen Partner, aber es gibt da jemand anderen / wir streiten so viel / das kann doch irgendwie noch nicht alles gewesen sein.

In unserer Gesellschaft sind Beziehungsthemen super präsent und, ob wir wollen oder nicht, wir alle haben Märchen, Rom-Coms und Disney-Love-Stories quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Auch wenn wir in der Lage sind, uns bewusst zu machen, dass das Leben kein Zeichentrickfilm ist, sind unsere Beziehungen für viele von uns ein ganz wesentlicher Ort, an dem wir nach Glück und Erfüllung suchen. Ich finde es ehrlich gesagt auch vollkommen okay, sich eine glückliche Beziehung zu wünschen – als Soziologin glaube ich einfach, dass wir Menschen grundlegend soziale Wesen sind und dass es im Kontakt mit anderen netten Leuten doch einfacher ist, zufrieden und erfüllt durchs Leben zu kommen, als einsam meditierend auf einem Felsbrocken irgendwo in der Einöde.

Nichtsdestotrotz: An dieser Sache mit der Selbstliebe ist meiner Erfahrung nach trotzdem viel dran. Denn: In sehr vielen Beziehungsproblemen spielt meiner Beobachtung zufolge eine ganz wesentliche Rolle, dass wir die Sache mit dem Glücklichwerden auslagern und unserem Partner aufbürden. Wir verlieben uns, wenn jemand anderes in der Lage ist, in uns Glücksgefühle zu verursachen, trennen uns, wenn wir das Gefühl haben, dass unser Partner dazu nicht mehr in der Lage ist und leiden schlimm, wenn wir meinen, die Hauptquelle unseres Wohlbefinden hätte sich auf unbestimmte Zeit von uns verabschiedet.

Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich ist es ein wesentlicher Teil von Beziehungen, dass wir zum Glück des anderen beitragen, niemand will mit einem Stinkstiefel zusammen leben und natürlich können wir jemanden sehr schmerzhaft vermissen, mit dem uns so viel verbunden hat. Dennoch ist meine Beobachtung: Viele von uns feilen sehr intensiv an Beziehungsproblemen, obwohl wir eigentlich ein Problem (oder systemisch gesehen: Entwicklungspotenzial????) damit haben, gut zu uns selbst zu sein.

Wenn du magst, dann überlege doch einmal: Was brauchst du so, um glücklich zu sein? Zu Inspiration ein paar Stichwörter: Fürsorge. Aufmerksamkeit. Geborgenheit. Abwechslung. Aufregung. Spaß. Unterstützung. Und dann überlege doch einmal ehrlich: Wie hoch ist der Anteil daran, den du dir selbst gibst und wie viel davon überantwortest du deinem, aktuellen, ehemaligen oder potenziellen zukünftigen Partner?

Bei einer ehrlichen Bestandsaufnahme wird uns vermutlich klar: In einigen Bereichen sind wir sehr gut darin, und selbst etwas zu geben – vielleicht, weil wir ein buntes Leben führen, indem wir immer wieder neue aufregende Dinge erleben. Oder indem wir für unsere eigene materielle und immaterielle Sicherheit sorgen, weil wir über ein stabiles Einkommen und ein sicheres soziales Netz verfügen. In anderen Bereichen stellen wir jedoch wahrscheinlich fest, dass wir dort sehr wenig für unser eigenes Wohlbefinden tun und dafür umso mehr von unserem bzw einem Partner erwarten. Ist dieser dann nicht in der Lage, unsere Bedürfnisse nach unseren Vorstellung zu befriedigen kommt es zur Enttäuschung oder zum Konflikt – und in diesem Zusammenhang sehr häufig zum Versuch, an unsere Beziehung zu arbeiten (womit wir nicht selten meinen: unser Partner möge an sich arbeiten).

Für alle Beteiligten wäre es jedoch eigentlich oft deutlich zufriedenstellender und nachhaltiger, wenn wir den Fokus zunächst einmal auf uns selbst richten könnten. Deshalb lade ich dich heute ein, dich zu fragen: Was ist es was ich mir von meiner Partnerin, meiner Ex-Partnerin oder einer zukünftigen Beziehung so wünsche? Mehr Zuwendung? Mehr Respekt? Mehr Lebensfreude? Und was kann ich ganz konkret tun, um mir selbst mehr davon zu geben? Wie würde ich mich verhalten, wenn ich mich selbst gut unterstützen und bestmöglich für mich sorgen würde? Was würde ich tun, wenn ich selbst den höchsten Respekt von mir hätte? Und was könnte ich machen, um mehr Lebensfreude in mein Leben zu bringen?

Wenn wir anfangen, uns auf diese Weise um uns selbst zu kümmern, passiert oft etwas wunderbares: Nicht nur uns selbst geht es besser, sondern auch unsere Beziehungssituation verbessert sich. Unsere Partnerschaft entspannt sich durch den verminderten Druck oder wir fühlen uns als Single auch ohne Partner wohl in unserer Haut. Manche Beziehungen lösen sich vielleicht auch und öffnen den Raum für Menschen, die gern mit jemanden zusammen sind, der sich selbst schätzt und respektiert. Wenn dich aktuell Beziehungsprobleme plagen, lade ich dich heute deshalb vor allem dazu ein: Sei gut zu dir selbst.

P.P.S.: Meine Blogposts teile ich auch über meinen Instagramaccount – falls du Lust hast, über meine Arbeit informiert zu bleiben, dann schau gern mal unter annekristinaweiss vorbei. Wenn du Lust bekommen hast, mit mir zu arbeiten, dann freue ich mich über deine Anfrage.