Unsere Glaubenssätze erkennen – Teil 1

Kleine Anmerkung: Weil ich in meinen Blogposts zu einem ehrlichen und persönlichen Nachdenken einladen möchte, verwende ich ein freundlich und respektvoll gemeintes „Du“.

Eine gute Möglichkeit, um unsere Glaubenssätze zu erkennen und ihren Einfluss besser zu verstehen, sind unsere Emotionen. Wahrscheinlich kennst auch Du Situationen, die Dich emotional „triggern“, d.h. die Dich auf eine Art und Weise emotional werden lassen, die über das hinausgeht, was andere in der jeweiligen Situation als „normal“ beschreiben würden.

Dabei ist zunächst einmal nicht relevant, mit welcher Emotion Du in solchen Situationen reagierst – manche von uns neigen dazu, besonders zornig zu werden, während andere von uns in bestimmten Momenten auf einmal heulen könnten oder so verunsichert sind, dass sie am liebsten aus der Situation flüchten würden (oder sich im Gegenteil geradezu aufplustern, um ihre Nervosität zu überspielen).

Wenn wir besonders emotional reagieren, dann ist das häufig der Hinweis für einen Glaubenssatz, der gerade aktiviert worden ist. Situationen, die es objektiv betrachtet eigentlich nicht wert wären, sich aufzuregen, erinnern uns dann an Erlebtes, das oft schon lange zurück liegt. In diesen vergangenen Situationen haben wir eine schmerzhafte Interpretation vorgenommen und als Glaubenssatz „abgespeichert“. Dieser kann zum Beispiel so klingen:

„So wie ich bin, bin ich nicht richtig.“ „Egal wie sehr ich mich anstrenge, ich werde trotzdem nicht gemocht.“ „Ich bin zu dumm / zu hässlich / zu anstrengend, um geliebt zu werden.“

Erinnert uns eine Situation in der Gegenwart an die Vergangenheit und unseren Glaubenssatz, dann werden ähnliche Emotionen in uns geweckt wie schon damals – und diese Emotionen mögen im Hier und Jetzt übertrieben wirken, für unser damaliges, oft kindliches Ich waren sie jedoch wahrscheinlich sehr angemessen. Das gilt auch dann, wenn uns die bewusste Erinnerung an die ursprüngliche Situation gar nicht mehr zugänglich ist oder wir gelernt haben, diese rational zu betrachten: „War ja gar nicht so schlimm.“ Mag sein, dass wir das heute als Erwachsene so sehen können. Als Kinder können wir jedoch noch nicht relativieren und erleben Zurückweisungen und Kränkungen notgedrungen als schmerzhaft.

Das Gute ist: Wenn alter Schmerz im Heute reaktiviert wird, dann haben wir die Chance, unsere Interpretationen aus der Vergangenheit noch einmal anzuschauen und zu heilen. Wir können erkennen, dass das, was wir in der Vergangenheit über uns gelernt zu haben glauben, in der Regel einfach nicht stimmt. Vielleicht waren unsere Eltern in ihrer Rolle schlichtweg überfordert und konnten uns deshalb nicht liebevoller behandeln, oder fiese Klassenkameraden waren selbst keinen anderen Umgangston gewöhnt und wollten sich auf unsere Kosten stärker fühlen.

Wenn du möchtest, kannst du in der kommenden Woche einmal genau beobachten: Welche Situationen lassen Dich emotional werden? Wie fühlst Du Dich dann – und was genau ist es, was daran so richtig schlimm für Dich ist? Was glaubst du dann über Dich?

Dann kannst du gedanklich zurück wandern: Woher kennst du diesen Gedanken und dieses Gefühl? In welcher Situation hast Du Dich das erste Mal so gefühlt?

Wenn Du Dich sicher und geborgen fühlst, dann kannst Du diesen Gefühlen von damals noch einmal nachspüren und Dir selbst dein ganzes Mitgefühl schenken. Nimm dir dafür all die Zeit, die du brauchst. Schließlich kannst Du aus deiner heutigen, erwachsenen Perspektive noch einmal auf die Situation schauen: Was konntest du damals noch nicht sehen? Welche Schlüsse würdest Du heute aus der vergangenen Situation ziehen? Was wäre eine heilsamere, liebevollere Perspektive?

Diese neue, heilsame Perspektive kannst Du mit ins Hier und Jetzt nehmen – und Dir immer wieder vergegenwärtigen, wenn alte Gefühle und Glaubenssätze bei dir anklopfen.

Deine Anne

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