Wie wir lernen, ins Gute zu vertrauen

Kleine Anmerkung: Weil ich in meinen Blogposts zu einem ehrlichen und persönlichen Nachdenken einladen möchte, verwende ich ein freundlich und respektvoll gemeintes „Du“.

Vertraust du dem Guten in deinem Leben?

In einem mittlerweile berühmten Ted-Talk der Forscherin Brené Brown zum Thema Verletzlichkeit erzählt Brown eine Anekdote aus einer Studie. Den Teilnehmenden wurde eine Filmszene gezeigt: Eine glückliche Familie, unterwegs im Auto auf dem Weg nach Hause. Die Szene stoppt, die Teilnehmenden werden gefragt: Wie geht es wohl weiter? Ein Crash, ein Unfall – darauf kommen die Teilnehmer*innen eher als auf die wahrscheinlichere Lösung: die Familie kommt sicher zu Hause an, bringt die Kinder ins Bett und schaut noch ein bisschen fern, bevor der Tag zu Ende geht.

Wir Menschen tun uns nicht immer leicht damit, auf das Gute in unserem Leben zu vertrauen. Angst ist ein eigentlich smarter Mechanismus: Er hält uns wach für das, was bedacht werden sollte, damit wir das Gute bewahren können. Gerade dann, wenn wir aber schon einmal erlebt haben, dass uns Schwieriges, Überforderndes widerfahren ist, kann dieser gesunde Mechanismus es zu gut mit uns meinen. Wir übersehen, dass es oft der Großteil ist, der gut geht, gut ist. Und nicht andersherum.

Bemerkbar machen kann sich das auch dann, wenn wir schwierigen Umständen endlich (oder schon längst) entkommen sind und wir uns ein Leben gestaltet haben, in dem es uns gut geht: Eine Partnerin, die so liebevoll ist, ein Job, der nicht müde macht, eine nicht immer perfekte, aber lebendige und verbundene eigene Familie. Das ist doch irgendwie zu schön, um wahr zu sein, oder?

Vielleicht kennst du diesen Punkt auch, und weißt, was dann passiert: Anstatt das Schöne zu genießen, wirst du hektisch. Suchst nach potentiellen Gefahren. Steckst du dir neue Ziele, die es zu erreichen gilt (in der Hoffnung, dich dann sicherer zu fühlen). Sabotierst womöglich sogar das Gute, denn: Dabei behältst du immerhin die Kontrolle (und das ist alle Mal besser, als loszulassen und damit auf die Nase zu fallen, stimmt’s?).

Ich kenne dieses Verhalten so gut – von mir selbst, aber auch aus meiner Arbeit. Und ich weiß, das es ganz schön schwierig sein kann, da wieder raus zu kommen. Aber ich finde es hilfreich, wenn wir uns daran erinnern, was heute in unserem Leben anders ist als früher – und was das Gute möglich macht. Ich würde nämlich mal vermuten: Es ist nicht da von ungefähr. Wenn du heute in einer glücklichen Beziehung lebst, dann hast DU dich vermutlich anders eingelassen, eigene Fähigkeiten entwickelt, womöglich auch eine*n liebesfähigere*n Partner*in gewählt. Wenn du heute einen Job machst, der dich erfüllt, dann hast DU diesen Job gewählt und dich bewusst von Umständen befreit, die dir nicht mehr gutgetan haben. Wenn du heute deine eigene, liebevolle Familie hast, dann bist DU es, die jeden Tag durch ihr Verhalten zu sicheren Bindungen beiträgt.

Das Schwierige in unserem Leben: Ja, es kann schicksalhaft daherherkommen. Oft ist es aber kein Unfall, der uns ereilt, sondern es sind viele Entscheidungen, die dazu führen, dass es ent- und vor allem besteht. In deiner Vergangenheit hat sich manches vielleicht vor allem deshalb so überfordernd angefühlt, weil du damals noch wenig Einfluss nehmen konntest. Weil du noch ein Kind warst. Oder in anderer Hinsicht selbst noch dabei, erwachsen zu werden. Wenn es dir heute gut geht: Klar, das kann auch durch glückliche Umstände unterstützt worden sein. Aber: Es ist vor allem ein Hinweis auf deine Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen und dein Leben bewusst zu gestalten. Und auf diese Fähigkeit – auf die darfst du vertrauen.

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